Unsere Gemeinde - bewegungs- und begegnungsfreundlich
Was bedeutet bewegungs- und begegnungsfreundlich?
In bewegungs- und begegnungsfreundlichen Gemeinden sind das Wohn-, das Schul- und das Arbeitsumfeld sowie der öffentliche Raum im Siedlungsgebiet so gestaltet, dass Bewegung, Spiel und Sport für jede Altersgruppe möglich sind und gefördert werden. Auch bieten solche Gemeinden Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs in der Nachbarschaft, mit Bekannten, mit Familienangehörigen und über die Generationen hinweg.
Damit Bewegungs- und Begegnungsräume genutzt werden, müssen sich die Menschen in ihnen wohl und sicher fühlen und sich mit ihnen identifizieren können. Deshalb gehen Projekte für ein bewegungs- und begegnungsfreundliches Umfeld in der Regel über planerische, bauliche und gestalterische Massnahmen hinaus. Sie beinhalten auch organisatorische Vorkehrungen, den Einbezug der Bevölkerung und soziale Begleitmassnahmen.
Eveline Lüönd
Programmleiterin
«Gesund ins Alter»
Simone Abegg
Programmleiterin
«Ernährung und Bewegung»
Von naheliegenden und attraktiven Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten im Siedlungsraum haben grundsätzlich alle Einwohner*innen einer Gemeinde etwas. Wer problemlos mit dem Velo oder zu Fuss einkaufen gehen kann oder mit wenigen Schritten eine attraktive Grünfläche erreicht, kann ohne zusätzlichen Zeitaufwand etwas für die eigene Gesundheit tun. Tendenziell verbringt man so auch mehr Zeit im Quartier und weniger Zeit sitzend im Auto oder im öffentlichen Verkehr. Dies wiederum hat positive Auswirkungen auf das Gemeinschaftsleben in der Gemeinde oder dem Quartier. Öffentlicher Raum, der in der Gemeinde zu Bewegung und Begegnung einlädt, erhöht die Lebensqualität und fördert die Gesundheit der gesamten Bevölkerung.
Es gibt Bevölkerungsgruppen, für welche Bewegungs- und Begegnungsmöglichkeiten in unmittelbarer Nähe ihres Wohnumfeldes essenziell sind. Denn diese bieten ihnen die Möglichkeit, selbstständig körperliche Aktivitäten und Begegnungen in ihren Alltag einzubauen. Dies sind vor allem Bevölkerungsgruppen, deren Bewegungsradius eher klein ist.
Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit im näheren Wohn- und Schulumfeld. Eine sichere und attraktive Umgebung, in der sie ihren Bewegungsdrang und ihr Bedürfnis nach Begegnung ausleben und neue Erfahrungen sammeln können, ist für ihre gesamtheitliche Entwicklung wichtig. Kleinere Kinder brauchen gemeinschaftlich nutzbare und sichere Freiflächen mit und ohne Spielgeräte im unmittelbaren Wohnumfeld, nahe gelegene Spielplätze, verkehrsberuhigte Quartierstrassen (Tempo 20) und Aufenthaltsorte im Schatten. Für Jugendliche sind Möglichkeiten zum Sporttreiben, sichere Schul- und Verkehrswege sowie einfach erreichbare Aufenthaltsorte für die Begegnung mit Gleichaltrigen von zentraler Bedeutung.
Erwachsene
Erwachsene sind meist beruflich eingebunden und dadurch viel unterwegs. Doch auch für sie ist ein bewegungs- und begegnungsfreundliches Wohnumfeld wichtig. Sie profitieren von attraktiven Arbeitswegen, von nahegelegenen Möglichkeiten für Bewegung und Begegnung im Homeoffice oder von Möglichkeiten für Begegnungen in der Nachbarschaft. In ihrer Rolle als Eltern von Kindern und Jugendlichen sowie als Angehörige von älteren Erwachsenen oder pflegebedürftigen Familienmitgliedern ist für sie eine gute Aufenthaltsqualität zentral.
Ältere Erwachsene
Regelmässige Bewegung erhält die Selbstständigkeit, ermöglicht Begegnungen und soziale Kontakte und vermindert die Sturzgefahr und Vereinsamung. Mit zunehmendem Alter verkleinert sich der Aktionsradius vieler Menschen. Insbesondere im hohen Alter schätzen es Menschen besonders, wenn Bewegungs- und Begegnungsangebote gut erreichbar, ästhetisch ansprechend gestaltet sind und auch Ruhe- und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Sichere Fusswege, die trotz Gangunsicherheit und mit einem Rollator benutzt werden können, sind deshalb für diese Gruppe ebenso bedeutsam wie Ruhebänke und eine Bepflanzung, die an heissen Tagen genügend Schatten spendet.
Menschen mit einer Behinderung
Menschen mit einer Behinderung sollen ein selbstbestimmtes Leben führen und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dies bedingt, dass unsere Lebens- und Bewegungswelten hindernis- und barrierefrei sind. Die gebaute Umgebung und die Umwelt sollen für alle Menschen nutzbar sein. Entsprechende Bauweisen, Signaletik und Sicherheitselemente unterstützen den Zugang für alle.
Die Gemeinde
Auch die Gemeinden selbst profitieren, wenn der Siedlungsraum in der eigenen Gemeinde zu Bewegung und Begegnung einlädt. Insbesondere folgende Punkte bringen einen Mehrwert:
- Möglichkeiten für regelmässige Bewegung und Begegnung fördern die körperliche und psychische Gesundheit der ganzen Bevölkerung.
- Begegnungsmöglichkeiten wirken der Isolation und Vereinsamung entgegen.
- Die Standortattraktivität wird durch Familienfreundlichkeit und mehr Lebensqualität erhöht.
- Der demographische Wandel hin zu einem höheren Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung wird anerkannt und ihm wird konstruktiv Rechnung getragen.
- Wenn ältere Menschen länger zu Hause bleiben, bedeutet das weniger Heimkosten für die Gemeinde. Das geschieht, wenn die Leute fit (körperlich) und sozial integriert bleiben (sich als Teil der Gemeinschaft erleben).
- Die Gemeinde als Bewegungs- und Begegnungsumfeld ist auf die Bedürfnisse der diversen Bevölkerungsgruppen ausgerichtet. Diese sind in die Gestaltungsprozesse einbezogen, was die Zugehörigkeit und Identifikation mit der Gemeinde stärkt.
- Kostenfreie, für alle nutzbare attraktive Räume fördern das gesellschaftliche Zusammenleben.
Welche Räume und Anlagen können bewegungs- und begegnungsfreundlich gestaltet werden?
Räume bewegungs- und begegnungsfreundlicher zu gestalten ist fast überall möglich. Dabei gilt: Je früher die Bewegungs- und Begegnungsfreundlichkeit in einem Vorhaben berücksichtigt wird, desto einfacher und kostengünstiger lassen sich Massnahmen umsetzen. In der folgenden Tabelle sind Räume und Anlagen aufgelistet, die über besonders viel «Bewegungs- und Begegnungspotenzial» verfügen. Die Vielfalt an Räumen und Anlagen zeigt zweierlei:
- Erstens betreffen umfassende Projekte für eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinde sehr unterschiedliche Räume und Anlagen.
- Zweitens kann man bereits mit kleinen Anpassungen einiges bewirken – so etwa durch punktuelle Verbesserungen in der Sicherheit von Fuss- und Velowegen, das Schliessen von Lücken im Wegnetz, das Aufstellen einer Ruhebank an einem schönen Ort mit Schatten oder die Öffnung von Schulhausplätzen und Sportanlagen für Bewegungsaktivitäten am Abend und an Wochenenden.
Bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinden laden die Menschen ein, sich mehr im öffentlichen Raum aufzuhalten und zu bewegen.
Tabelle: Räume und Anlagen mit «Bewegungs- und Begegnungspotenzial»
Bei der Planung und Umsetzung von Projekten muss nicht alles neu erfunden werden. Lassen Sie sich von erfolgreichen Beispielen in anderen Gemeinden und Regionen inspirieren!
Sinnespfad SBU, Schattdorf
Auf Initiative einer Angestellten der SBU entstand der im Mai 2021 neu eröffnete Sinnespfad auf dem Gelände der Stiftung Behindertenbetriebe Uri und des Alters- und Pflegeheims Rüttigarten in Schattdorf. Der Sinnespfad besteht aus einer Fülle an neuen Spielgeräten und Experimenten und beinhaltet 36 Posten. Er bereichert den bestehenden Spielplatz und steht allen offen. Für Bewegung, Spass, Entspannung und Begegnung ist gesorgt. Der abwechslungsreiche Rundweg lädt die Besucher*innen ein, spielerisch ihre Sinne zu aktivieren und zu testen.
Auf dem Rundweg um das Tiergehege sind Sitzbänke zum Ausruhen zu finden. Von Montag bis Freitag (8.00 bis 18.00 Uhr) können die Besucher des Spielplatzes die WC-Anlagen inkl. rollstuhlgerechter Toilette des Restaurant Windrad der SBU benutzen.
Die Bushaltestelle Rüttigarten ist nur ein paar Schritte vom Spielplatz entfernt.
Wohnsiedlung Turmmatt, Altdorf
Die Wohnsiedlung Turmmatt wurde saniert und erweitert statt rückgebaut. Die Arbeitersiedlung Turmmatt in Altdorf entsprach nicht mehr den zeitgemässen Wohnbedürfnissen. Statt die marode und unternutzte Siedlung abzureissen, gelang es engagierten Personen, sie zu sanieren und zu erweitern. Dabei spielte die Gemeinde eine wichtige Rolle, denn sie verlangte den Erhalt der Siedlung. Ihr war es wichtig, entweder den Bestand weiterzuentwickeln oder ihn durch ein qualitativ hochstehendes Projekt zu ersetzen. Die Wohneinheiten konnten schliesslich markttauglich aufgerüstet werden und erfüllen heute die Ansprüche der Interessenten. Die Struktur der ursprünglichen Siedlung lässt sich noch immer gut ablesen.
Bewegungs- und Begegnungsraum Grund, Silenen
Die Gemeinde Silenen hat das Areal Grund neu erschlossen. So entstand neben dem neuen Sport- und Ärztezentrum ein Aussenraum für Bewegung und Begegnung. Der rund 1`200 Quadratmeter grosse Aussenraum ist gestaltet für die Zielgruppen Kleinkinder und ältere Menschen und ermöglicht somit Begegnungen und auch Bewegung über die Generationen hinweg. Der Aussenraum ist naturnah gestaltet, hindernisfrei zugänglich, bietet seniorengerechte Aufenthaltsmöglichkeiten, wie auch kleinkindgerechte Spielmöglichkeiten mit und ohne Geräte.
Spielplatz Grundmatte, Schattdorf
Der Spielplatz bei der Sport- und Freizeitanlage Grundmatte ist von der Bushaltestelle Grund in 10 Minuten erreichbar. Das Areal besitzt zudem einen grossen Veloparkplatz. Weiter verfügt er über eine tolle Infrastruktur. So gibt es neben grosszügigen Spielflächen auch einen Pavillon, diverse Schattenplätze, einen Brunnen, Picknicktische und zwei Grillstellen. Holz zum Feuern stellt die Gemeinde zur Verfügung. Das vielfältige Spielangebot bietet für jede Altersgruppe etwas. Ein grosses Konstrukt aus Baumstämmen und verschiedenen Holzklötzen lädt zum Klettern ein. Der Sand- und Wasserbereich mit der Schneckenpumpe lässt keine Wünsche offen. Die Schaukeln, das Seilbähnli und die Rutschbahn komplettieren die Auswahl. Und wer eine Pause braucht, kann sich in den Hängematten ausruhen.
Neben dem Spielplatz gibt es einen Pumptrack und die Sport- und Freizeitanlage Grundmatte ist ebenfalls zugänglich. Es gibt eine Finnenbahn, einen Hart- und Rasenplatz. Genügend Raum also für Bewegung und Begegnung.
Pocketpark beim Bahnhof Oerlikon
Der Spickel beim Bahnhof Oerlikon-Ost, eingefasst von der Binzmühle-, Fries- und Schaffhauserstrasse, steht seit 2018 der Bevölkerung als Pocket Park zur Verfügung. Fast zehn Jahre lang diente dieser Platz als Bauinstallationsplatz für den Bau der Glattalbahn und den Ausbau des Bahnhofs Oerlikon. Renaturiert, mit schattenspendenden Bäumen und zahlreichen Sträuchern bepflanzt wirkt dieser Ort nun wie eine kleine grüne Oase.
Quelle: Tiefbauamt Stadt Zürich, Fotograf: Peter Baracchi.
Im Folgenden wird ein Modellprozess beschrieben, der aufzeigt, wie eine Gemeinde an das Thema «bewegungs- und begegnungsfreundliche Räume» herangehen kann. Dieser Prozess soll als Beispiel verstanden werden und kann in jeder Gemeinde anders ablaufen und somit angepasst werden.
Was gilt es bei der Planung und Umsetzung eines Projektes zu beachten?
Die Planung und Umsetzung von Projekten für eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinde ist eine faszinierende Herausforderung. Gerade weil Bewegungs- und Begegnungsfreundlichkeit sehr viele Lebensbereiche betrifft, ergibt sich die Chance, mit unterschiedlichen Behördenstellen, Organisationen und Menschen zusammenzuarbeiten.
Der Prozess, der von einer Idee bis zur Realisation führt, lässt sich grob in vier Phasen einteilen:
Ein Projekt beginnt mit einer Idee oder einem Anstoss aus der Bevölkerung, aus der Gemeindeverwaltung oder aus Kommissionen. Es kann als unabhängiges Projekt oder in Zusammenhang mit einer übergeordneten Planung (neues Siedlungsleitbild, Quartiergestaltungsplan, usw.) initiiert werden. Hinweise aus der Bevölkerung sind besonders wertvoll, weil die Betroffenen wissen, wo der «Schuh drückt». Deshalb ist das Gespräch mit der Bevölkerung lohnenswert, um die unterschiedlichen Interessen zu erkennen. Gleichzeitig ist zu prüfen, wie das Vorhaben umgesetzt werden kann und ob es in Übereinstimmung mit den geltenden Richtlinien und Gesetzen steht. In der ersten Phase lohnt es sich, nicht nur auf das Hauptziel zu fokussieren, sondern den Blick auf weitere Nutzungsmöglichkeiten zu werfen. So kann zum Beispiel ein neuer Park, der in erster Linie der Bewegung dienen soll, auch als Ort der Begegnung und Erholung mit Sitzgelegenheiten geplant werden.
Verschiedene Aspekte, die bei der Schaffung eines bewegungs- und begegnungsfreundlichen Umfelds eine Rolle spielen, finden sich in der Checkliste «Was möchten Sie tun? Ansatzpunkte für eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinde». Diese Checkliste dient in einem ersten Schritt als Denkhilfe, um ein mögliches Projekt strukturiert zu erfassen oder herauszufinden in welchem Bereich noch Optimierungsbedarf vorhanden ist.
Ist der Entscheid gefallen, das Projekt grundsätzlich weiterzuverfolgen, beginnt der Planungsprozess. Hier gilt es, folgende Aspekte zu berücksichtigen.
Beauftragung: Die Planungsarbeiten erfolgen nicht durch die Gemeinde selbst. Spätestens in der zweiten Projektphase muss dazu ein Fachbüro beauftragt werden. Für diese spezifische Planungsaufgabe eignen sich Büros für Landschaftsarchitektur oder allenfalls Raumplanung. Eine Liste einschlägiger Büros ist auf der Homepage des BSLA (Bund Schweizer Landschaftsarchitekten) zu finden. Bei der Planung ist gegebenenfalls die Durchführung eines Gestaltungswettbewerbs in Betracht zu ziehen.
Analyse und Bestandesaufnahme: Bereits die Phase der Initialisierung beinhaltet in der Regel eine erste Bestandesaufnahme (z.B. mit der Checkliste «Was möchten Sie tun? Ansatzpunkte für eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinde»). Nun geht es darum, die Projektziele und den Weg zu deren Erreichung genauer festzulegen. Oft lohnt es sich eine vertiefte Problem- und Schwachstellenanalyse durchzuführen, um das grösste Verbesserungspotenzial zu entdecken und die Hindernisse zu eruieren.
Partizipation von Bevölkerung und Zielgruppen: Wenn die Zielgruppen nicht schon in der ersten Phase mit dabei waren, sollten sie spätestens jetzt in das Projekt einbezogen werden. Wird beispielsweise eine Massnahme für Jugendliche geplant, so ist es sinnvoll deren Wünsche einzubeziehen. Die Zielgruppen und ihre Bedürfnisse zu berücksichtigen, erhöht die Chancen, dass diese Räume für Bewegung und Begegnung aktiv und achtsam genutzt werden.
Ressortübergreifende Zusammenarbeit: Für Bewegungs- und Begegnungsfreundlichkeit sind oft unterschiedliche Gemeinderessorts zuständig. Diese sollen nach Möglichkeit alle in die Planung und Umsetzung einbezogen werden. Es ist sinnvoll, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ressorts und allfälligen weiteren Organisationen aufzubauen und zu pflegen. Die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen thematischen Bereichen bewirkt zudem, dass ein Projekt besser verankert wird. Wenn bei Anpassungen des Fuss- und des Velowegnetzes auch überlegt wird, welche Auswirkungen dies auf den motorisierten Verkehr und die Parkplatzsituation hat, und wenn dabei das Gespräch mit Gewerbetreibenden und Anwohnern gesucht wird, steigt die Chance, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Neuerung annimmt. Bei grösseren Projekten – etwa dem Bau oder der Renovation eines Hallenbads oder der Planung des Velowegnetzes – lohnt sich die Vernetzung mit anderen Gemeinden. Überregionale Organisationen und Verbände verfügen häufig über ein grosses Wissen, das hierbei genutzt werden kann.
Expertenwissen einbeziehen: Insbesondere in kleinen Gemeinden ist es nicht möglich das gesamte geforderte Expertenwissen aufzubringen. Deshalb ist es bereits in der Planungsphase wichtig sich dieses Wissen von externen Fachstellen, Ämtern und Organisationen zu holen. Insbesondere Personen und Teams aus den Bereichen Gesundheit/Gesundheitsförderung, Sport, Raumplanung, Umwelt und Verkehr verfügen über grosses Know-how. Dies gilt es zu nutzen.
Finanzierung: Bedeutsam ist schliesslich die Frage nach den Kosten und der Finanzierung des Projekts. Da Bewegungs- und Begegnungsfreundlichkeit gegenwärtig wichtige Themen in der Gesundheits-, Sport-, Umwelt- und Verkehrspolitik sind, existieren auf kantonaler und nationaler Ebene verschiedene Stellen, die finanzielle Zuschüsse an ausgewählte Projekte leisten. Zudem laufen solche Projekte oft über mehrere Jahre, die Kosten können demnach verteilt werden.
Die Umsetzung eines Projekts beinhaltet in vielen Fällen bauliche und gestalterische Massnahmen. Für bauliche Massnahmen ist allenfalls eine Baubewilligung erforderlich. Beispielsweise muss der Skatepark gebaut, die Velowege müssen markiert und die Grünflächen angelegt werden.
Es ist sinnvoll, bauliche Massnahmen mit weiteren Aktivitäten zu begleiten. Dazu gehört beispielsweise das Informieren der Bevölkerung bzw. der Zielgruppen, denn Neuerungen müssen erklärt und bekannt gemacht werden. Denkbar ist auch der Einbezug der Bevölkerung in einfache Umsetzungsarbeiten oder Eröffnungs- und Aktionstage für das neue Angebot. Und schliesslich erfüllen bewegungs- und begegnungsfreundliche Projekte häufig noch weitere Funktionen und Ziele: Eine neue Parkanlage dient nicht nur der körperlichen Aktivität, sondern auch der Erholung, dem Naturerlebnis und der Begegnung. Diese Aspekte sollen in der Umsetzung berücksichtigt und in der Kommunikation hervorgehoben werden.
Weitere Möglichkeiten, um die Bevölkerung zu informieren sind bspw.: Berichte im Dorfblatt, Zeitungsberichte, Informationsmails an Vereine, auf der Gemeindewebseite oder an Gemeindeversammlungen.
Bei den meisten Massnahmen für eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gemeinde ist es nicht mit einer einmaligen Anstrengung getan. Die Instandhaltung und die Pflege der neuen Anlagen und Wege muss längerfristig sichergestellt sein. Es kann sinnvoll sein, ein Projekt in den Legislaturzielen und langfristigen Planungen (bspw. Landschaftsentwicklungskonzepte, Siedlungsleitbilder) oder in ressortübergreifenden Gremien und Gefässen zu verankern.
Allenfalls bieten sich auch animatorische Begleitmassnahmen an, damit bspw. öffentliche Plätze für Bewegung und Begegnung gut genutzt werden. Dies braucht eine gute Planung, Koordination und gegebenenfalls auch eine Nutzungsreglementierung.
Animatorische Begleitmassnahmen können sein: Nutzung von Parkanlagen für Turnstunden, Klassenausflüge usw., Zwischennutzungen für Vereine, Weihnachtsmarkt, Sommerfestival usw.
So unterschiedlich die Möglichkeiten für eine bewegungs- und begegnungsfreundliche Gestaltung der Gemeinde sind, so vielfältig sind auch die Möglichkeiten, sich bei kantonalen und nationalen Ämtern, Fachstellen und Organisationen zu ausgewählten Themen und Projekten zu informieren und Unterstützungsangebote zu nutzen. Zu diesen Angeboten zählen Beratung, Weiterbildungsmöglichkeiten oder finanzielle Projektbeiträge und auch Hilfsmittel wie Handbücher, Leitfäden, Broschüren und Checklisten.
Mehrere Ämter haben spezialisierte Fachbereiche und Fachstellen, die sich mit bewegungs- und begegnungsfreundlichen Räumen und Infrastrukturen befassen. Der Kanton sowie der Bund fördern und unterstützen über verschiedene Programme Mobilitäts- und Infrastrukturprojekte. Informationen und Unterstützungsangebote gibt es zudem bei Stiftungen, Interessenvereinigungen, privaten Fachorganisationen oder über Netzwerke und Onlineplattformen, die von diesen Organisationen betrieben werden.
Nachfolgend finden sich Angaben zu den wichtigsten Ämtern, Fachstellen, Organisationen und Netzwerken. Die Anbieter unterstützen Gemeinden mit diversen Planungshilfen sowie Beratungsangeboten für die gesamte Bevölkerung wie auch für besondere Zielgruppen (Kinder, Jugendliche, ältere Menschen und Personen mit einer Behinderung).
Gesundheitsförderung Uri
Kantonale Fachstelle für Prävention und Gesundheitsförderung
Dienstleistung: Kurzanalyse und erste Einschätzung, Beratung und Mitarbeit bei Projekten zur Bewegungs- und Begegnungsförderung, Einbezug der Bevölkerung, Dorf- oder Quartierbegehungen, finanzielle Unterstützung bei Spielraumprojekten, «Wie geht`s dir?-Bänkli»
Infrastruktur: Alle Bereiche, in denen kostenfrei Bewegung und Begegnung möglich ist.
Zielgruppen: Kinder und Jugendliche sowie ältere Erwachsene im Rentenalter
Kontakt:
Web: www.gesundheitsfoerderung-uri.ch
E-Mail: info@gesundheitsfoerderung-uri.ch
Telefon: 041 500 47 27
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Amt für Raumentwicklung Kanton Uri
Abteilung Raumplanung
Dienstleistung: Unterstützung bei der Fusswegnetzplanung (Grundlagen, Schwachstellenanalyse)
Infrastruktur: Fussverkehr
Zielgruppen: Fussgänger*innen
Abteilung Wander- und Bikewege
Dienstleistung: Unterstützung und Beratung für die Planung und Signalisation von wandernahen Angeboten, Themenwegen, Wanderwegen, Velo- und Bikewegen
Infrastruktur: Wanderwege, Velo- und Bikewege
Zielgruppen: Wandernde, Biker*innen, Velofahrer*innen
Abteilung Natur und Landschaft
Dienstleistung: Unterstützung und Beratung für die Anlage und den Unterhalt von ökologisch wertvollen Grünflächen und Strukturen sowie für die Pflanzung von standortgerechten Gehölzen; finanzielle Beiträge an Massnahmen zum Schutz und zur Förderung der Siedlungsökologie
Infrastruktur: Siedlungsgebiete
Zielgruppen: Alle Menschen, die Begegnungsorte in einer naturnahen Umgebung suchen
Kontakt:
Web: www.ur.ch
E-Mail: raumplanung@ur.ch
Telefon: 041 875 24 29
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Amt für Umwelt Kanton Uri
Dienstleistung: Unterstützung und Beratung bei der Planung von Lärm- und Abfallmanagement in und um Begegnungs- und Bewegungsräume
Infrastruktur: --
Zielgruppen: Gemeinden und Planer*innen von Begegnungs- und Bewegungsräumen
Kontakt:
Web: www.ur.ch
E-Mail: afu@ur.ch
Telefon: 041 875 24 30
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Amt für Kultur und Sport Kanton Uri
Dienstleistung: Beratung und Mitfinanzierung von öffentlichen Sportanlagen
Infrastruktur: Mitfinanzierung von Sportanlagen von öffentlichem Interesse. Keine Unterstützung für Sportanlagen, die aus einem gesetzlichen Auftrag gebaut oder saniert werden müssen (Schulsportanlagen).
Zielgruppen: Die Sportförderung soll allen Bewohner*innen des Kantons Uri einen Nutzen bringen.
Kontakt:
Web: www.ur.ch
E-Mail: marieandrea.egli@ur.ch
Telefon: 041 875 20 64
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Amt für Tiefbau Kanton Uri
Dienstleistung: Beratung bei Fuss- und Velowegplanung
Infrastruktur: Fussweg, Veloweg
Zielgruppen: Fussgänger*innen, Velofahrer*innen
Kontakt:
Web: www.ur.ch
E-Mail: aft.bd@ur.ch
Telefon: +41 41 875 26 63
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Procap - Fachstelle Hindernisfreies Bauen Kanton Uri
Dienstleistung: Beratung von Behörden, Fachleuten sowie Auftraggebenden bei der Planung von Bauvorhaben. Procap schult und berät Fachleute und Interessierte zu Fragen des hindernisfreien Bauens.
Zusammenarbeit mit den zuständigen kommunalen und kantonalen Behörden für eine wirkungsvolle Überprüfung und Umsetzung der Anforderungen an das hindernisfreie Bauen bei Baugesuchen im Hoch- und Tiefbaubereich mit dem Ziel, dass möglichst viele Neu- und Umbauten hindernisfrei geplant und gebaut werden.
Infrastruktur: Procap setzt sich für hindernisfreie Bauten, Aussenanlagen und Haltestellen ein.
Zielgruppen: Davon profitieren Menschen mit Behinderung, ältere Menschen mit Gehilfen, Familien mit Kinderwagen sowie Reisende mnit Gepäck.
Kontakt:
Web: www.procap-zentralschweiz.ch
E-Mail: carmen.gisler@procap.ch
Telefon: 076 488 78 51
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Verein Urner Wanderwege
Dienstleistung: Qualitätskontrolle bei bestehenden Haupt- und Nebenwanderwegen. Miteinbezug bei einer zeitgemässen Neu-Signalisation. Ideenvermittlung bei der Gestaltung und Organisation lokaler Gruppen für den Unterhalt der Gemeinde eigenen Nebenwanderwegen.
Wanderprogramm für Vereinsmitglieder und Externe.
Infrastruktur: Wanderwege
Zielgruppen: Wandernde aller Altersgruppen
Kontakt:
Web: www.urnerwanderwege.ch
E-Mail: info@urnerwanderwege.ch
Telefon: 041 870 64 71
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VCS Sektion Uri
Dienstleistung: Beratung für Tempo-30-Zonen, jährliche Velobörse, Mobilitätskurse für Senior*innen, Konzepte für sinnvolle Veloführung und Aufenthaltsqualität in öffentlichen Räumen, Referate für sinnvolle Mobilität, Vereinswanderungen, Begleitung und Optimierung öffentlicher Bauvorhaben zugunsten des Langsamverkehrs.
Infrastruktur: Fuss- und Veloverkehr
Zielgruppen: alle Bewohner*innen
Kontakt:
Web: www.vcs-ur.ch
E-Mail: vcs-uri@gmx.ch
Telefon: 041 871 10 16
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In bewegungs- und begegnungsfreundlichen Gemeinden sind das Wohn-, Schul- und Arbeitsumfeld sowie der öffentliche Raum im Siedlungsgebiet so gestaltet, dass Bewegung, Spiel und Sport für jede Altersgruppe möglich sind und gefördert werden. Auch bieten solche Gemeinden Möglichkeiten der Begegnung und des Austauschs in der Nachbarschaft, mit Bekannten, Familienangehörigen und über die Generationen hinweg.
Doch warum ist das wichtig? Regelmässige Aktivität und Kontakte stärken die körperliche und psychische Gesundheit und erhöhen die Lebensqualität der Bevölkerung. Durch familienfreundliche und gesundheitsförderliche Lebensräume erhöhen die Gemeinden auch ihre Standortattraktivität. Kostenfreie, für alle nutzbare, attraktive Räume fördern das gesellschaftliche Zusammenleben.
Bestimmt gibt es in Ihren Gemeinden bereits jetzt für die Menschen attraktive Lebensräume. Doch sicherlich haben auch Sie hier noch Optimierungspotential. An der Kick-off -Veranstaltung vom 22. Juni 2023 wurde den Teilnehmenden aufgezeigt, was gesundheitsförderliche Lebensräume ausmachen und wie diese für die Zielgruppen der Senior*innen, der Kinder und Jugendlichen sowie über die Generationen hinweg bestmöglich ausgestaltet sein sollen.
Präsentationen:
Bei Interesse an den Präsentationen kontaktieren Sie uns bitte unter info@gesundheitsfoerderung-uri.ch
Wir stellen Ihnen die benötigten Informationen schnell und unkompliziert zur Verfügung.
Folgende Inhalte können wir Ihnen zu Verfügung stellen:
- Hauptreferat: Sabine Ruff
- Vertiefungsreferat Alter: Sandra Remund
- Vertiefungsreferat Kinder&Jugendliche: Annik Artho