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Gewalt geht uns alle an – aktuelle Zahlen, Hintergründe und Anlaufstellen

Anlässlich der bevorstehenden Aktionstage «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» vom 25. November bis 10. Dezember 2025 steht das Thema Gewalt in all ihren Formen im Mittelpunkt. Jede Woche erfahren in der Schweiz Menschen Gewalt – zu Hause, am Arbeitsplatz oder im öffentlichen Raum. Hinter jeder Zahl steht ein Schicksal, ein Mensch, der Angst, Ohnmacht oder Schmerz erlebt. Gewalt ist kein Privatthema, sondern eine gesellschaftliche Verantwortung.

Im Jahr 2024 führten die Opferhilfestellen der Schweiz 51 547 Beratungen infolge einer Straftat gegen die körperliche, psychische oder sexuelle Integrität durch. Damit verzeichneten sie laut dem Bundesamt für Statistik einen Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Trotz der zunehmenden Anzahl gemeldeter Fälle bleibt das tatsächliche Ausmass von Gewalt schwer erfassbar. In der Schweiz werden Opferzahlen zwar teilweise nach Geschlecht ausgewiesen, jedoch nicht systematisch über alle Gewaltformen hinweg. Angaben zu sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität fehlen gänzlich, weshalb insbesondere Personen der LGBTQIA+ Community in den offiziellen Statistiken kaum sichtbar sind und verlässliche Daten weitgehend fehlen. Hinzu kommt, dass ein grosser Teil der Gewalthandlungen – vor allem psychische, sexuelle und häusliche Gewalt – im Dunkeln bleiben, da viele Betroffene aus Angst oder Scham keine Anzeige erstatten. Dieses Dunkelfeld erschwert eine realistische Einschätzung der tatsächlichen Verbreitung und Dynamik von Gewalt in der Gesellschaft. Im Jahr 2024 wurden landesweit insgesamt 48 943 Gewaltdelikte registriert, was einen erneuten Anstieg von 3,3% gegenüber 2023 darstellt und verdeutlicht, dass Gewalt in der Schweiz weiterhin ein drängendes gesellschaftliches Problem bleibt. (Zahlen: Polizeiliche Kriminalstatistik des Bundesamt für Statistik)

Einzig das RechercheprojektStop Femizid Schweiz analysiert alle Polizeiberichte und veröffentlicht laufend Zahlen zu Femiziden in der Schweiz. Ihre Aufzählungen beinhalten auch Kinder und Jugendliche - untenstehend sind nur die Fälle von Frauen ab 18 Jahren aufgelistet.

Laut Stop Femizid Schweiz wurden

  • im Jahr 2023 insgesamt 18 Frauen,
  • im Jahr 2024 insgesamt 20 Frauen und
  • bis September 2025 bereits 22 Frauen

durch Männer getötet – zumeist durch (Ex-)Partner oder enge Angehörige. Der Begriff Femizid bedeutet, dass eine Frau wegen ihres Frauseins getötet wird. Es handelt sich also nicht einfach um irgendeinen Mord, sondern um eine geschlechtsspezifische Form von Gewalt, die ihren Ursprung in Ungleichheit, Machtmissbrauch und Kontrolle hat. Im Durchschnitt ereignet sich somit in der Schweiz alle zwei Wochen ein Femizid. Diese Taten sind Ausdruck tief verwurzelter Macht- und Abhängigkeitsstrukturen sowie gesellschaftlicher Normen, die Gewalt in Beziehungen noch immer bagatellisieren oder tabuisieren.

Gewalt betrifft alle Geschlechter

Viele Frauen, Kinder und Menschen aus der LGBTQIA+ Community bringen erlebte Gewalt nicht zur Anzeige. Das Bundesamt für Statistik sowie Brava NGO (ehemals Terre des Femmes) halten beide fest, dass emotionale Abhängigkeit, Schuldgefühle, finanzielle Unsicherheit, Isolation und Furcht vor weiteren Übergriffen dazu führen, dass die Dunkelziffer erheblich höher liegt als die amtlich erfassten Anzeigen.

Obwohl Frauen deutlich häufiger von häuslicher und sexualisierter Gewalt betroffen sind, erfahren auch Männer Gewalt – körperlich, psychisch oder sexuell. Gemäss Bundesamt für Statistik sind rund 24 % der Opfer häuslicher Gewalt männlich. Gesellschaftliche Vorstellungen von Männlichkeit erschweren es vielen Männern jedoch, über erlebte Gewalt zu sprechen oder Hilfe zu suchen. Scham, Angst, nicht ernst genommen zu werden, und der Druck, stark und kontrolliert wirken zu müssen, führen dazu, dass sie Gewalterfahrungen seltener anzeigen und die Rolle als Betroffener oder Gewaltüberlebender schwerer annehmen können.

Gemeinsam hinschauen – statt wegsehen

Gewalt entsteht nicht isoliert, sondern im Zusammenspiel sozialer, emotionaler und struktureller Faktoren und beginnt oft leise – mit Kontrolle, Demütigungen oder Drohungen. Sie hört selten von selbst auf. Fehlende Konfliktlösungsstrategien, emotionale Überforderung, Machtansprüche und gesellschaftliche Toleranz gegenüber aggressivem Verhalten sind zentrale Risikofaktoren. Prävention beginnt deshalb dort, wo Schweigen gebrochen und Hilfe gesucht wird und dafür braucht es Zivilcourage, Empathie und offene Gespräche. Für Gewaltausübende stehen gezielte Hilfsangebote zur Verfügung, um destruktive Verhaltensmuster zu erkennen und so Gewaltkreisläufe zu durchbrechen.

Wenn wir gemeinsam hinschauen, zuhören und Hilfe ermöglichen, kann Gewalt gestoppt werden, bevor sie eskaliert. Niemand soll mit Gewalt allein bleiben.

Anlaufstellen im Kanton Uri: 

Fachstelle Bedrohungsmanagement:
E-Mail: kapo.kbm@ur.ch
Telefon: 041 875 26 40
Website: www.ur.ch/kbm

Fachstelle Häusliche Gewalt:
E-Mail: kapo.hg@ur.ch
Telefon: 041 875 26 44
Website: www.ur.ch/hg

Papilio – kontakt uri
E-Mail: kontakt-uri@stiftung-papilio.ch
Telefon: 041 874 13 29
Website: https://papilio-uri.ch/dienstleistung/kontakt-uri

Opferberatung Schwyz und Uri
E-Mail: info@opferberatung-sz-ur.ch
Telefon: 041 857 07 42
Website: www.opferberatung-sz-ur.ch

 

Anlaufstellen SchweizweitAngebotKontakt
Opferhilfe SchweizKostenlose Beratung und Unterstützung für alle Betroffenen von Gewaltwww.opferhilfe-schweiz.ch
   
Die Dargebotene HandTelefonseelsorge143
   
Stop FemizidAuflistung aller Frauenhäuser und Beratungsstellen für Frauen, die LGBTQIA+ Community und Menschen mit Migrationshintergrund www.stopfemizid.ch/kontaktliste
   
Männer.ch / Zwüschehalt / mannebüro züri – Beratungsnetzwerke für Männer
 
Hilfe für Männer in Gewaltsituationenwww.maenner.chwww.zwueschehalt.chwww.mannebuero.ch
LGBTIQ-Helpline
 
Beratungsangebote sowie Meldestelle für Hate Crimes
 
www.lgbtiq-helpline.ch/de/hate-crime
Lilli.chOnline-Beratung für Jugendliche und junge Erwachsenewww.lilli.ch
   
Pro JuventuteNotrufnummer für Kinder und Jugendliche147
   
Informationen in FremdsprachenInformationen und Auflistungen Anlaufstellen in verschiedenen Sprachenwww.brava-ngo.ch/de/unsere-arbeit/beratung#fuer-betroffene 
   
 Dachverband GewaltpräventionAuflistung aller Fachstellen für Betroffene und Ausübendewww.solvio.ch/de/fachstellen
   
Beratung für Täter*innenHilfe für Menschen, die Gewalt ausüben oder befürchten, sie auszuübenwww.mannebuero.ch
www.agredis.ch/www.solvio.ch