Feel - Gesundheitsförderung Uri

Pflegende und betreuende Angehörige - psychische Gesundheit

Vergessen Sie als pflegende und betreuende Angehörige sich selber nicht, damit ihre Zuwendung nicht zur eigenen Überlastung führt. Psychisch gesund zu sein ist nicht selbstverständlich. Wir können aber alle etwas für unsere psychische Gesundheit tun!

Während ca. 2.5 Millionen Jahren war der Mensch als Jäger / Sammler und Ackerbauer im Schnitt acht Stunden täglich in Bewegung. Seit gerade 100 Jahren verbringen viele Menschen täglich acht Stunden und mehr im Sitzen. Körperliche Bewegung und Aktivität sind ein notwendiger Gegenpol zur Überreizung durch Überinformation, Arbeitsstress und Stress durch ausserordentliche Situationen.

Bewegung und Aktivität sollen Spass und Freude machen. Mit Bewegung können wir das körperliche und mentale Gesundsein fördern.

Wie steht es um mich?

  • Gibt es in meinem Alltag regelmässige Bewegungszeiten?
  • Welche Bewegungsart macht mir Freude? Tanzen, Yoga, Gymnastic, Laufen, usw.?
  • Habe ich mit heute schon lustvoll bewegt?

Tipps und Anregungen:

  • Tanze zu deiner Lieblingsmusik im Wohnzimmer bis du ausser Atem bist
  • Übe dich im Seilspringen und mache Liegestützen zuhause bis du schwitzt
  • Mache einen Super-Haus-Putz (Frühling, Sommer, Herbst, Winter)
  • Bewege dich und deine Kinder
  • Gehe nach draussen, in die Natur, nimm dich "mal raus"

Freundschaften geben Sicherheit und Halt. Mit Freund*innen kann ich lachen, streiten und mich versöhnen. Intimes wird vertraulich behandelt. Sie dürfen mich kritisieren und ermöglichen mir, unverstellt so zu sein, wie ich bin. Freund*innen sind da, wenn ich sie brauche. Und ich bin da, wenn sie mich brauchen.

Manchmal verlieren sich Freundschaften im Lauf des Lebens. Oft kann man sie wiederbeleben.

Wie steht es um mich?

  • Lässt mir meine Lebensgestaltung Zeit für meine Freunde und Familie?
  • Mit wem will ich meine freie Zeit gestalten, mit wem nicht? Wer tut mir gut?
  • Was kann ich tun, um eine alte Freundschaft zu reaktivieren?

Tipps und Anregungen:

  • Triff dich mit der Familie, Freund*innen, Nachbarn oder Arbeitskollegen (real oder virtuell)
  • Bleibe in Kontakt mit deinen Freund*innen
  • Schreibe regelmässig Postkarten oder Briefe an ältere Bekannte
  • Greife zum Telefon und rufe jemanden an, den du länger nicht gesehen hast
  • Insbesondere wenn du jemanden betreust und pflegst, sind Kontakte wichtig

Zeit zum Nichtstun ist wichtig. Vielleicht muss ich wieder lernen, einen Gang herunter zu schalten. In der Ruhe liegt die Kraft.

Bewusste Bewegung, bewusstes Ein- und Ausatmen, aber auch aktive Erholung, wie z.B. Hobbies, Sport, Natur, usw. sind Möglichkeiten, um für sich Entspannungsphasen einzubauen.

Schlaf ist ein wichtiger Gesundheitsfaktor – ausgeschlafen bin ich gesünder, schlauer, effektiver, kreativer, entspannter und auch schöner. Aufgrund des chronischen Schlafdefizits, das unsere Gesellschaft prägt, sind viele Menschen erschöpft und nur schwer in der Lage, sich zu entspannen. Dabei geht es nicht nur um mentale Entspannung, sondern auch um die Erhaltung des Immunsystems, die Entspannung von Organen, Muskeln, Sehnen und Nerven.

Wie steht es um mich?

  • Bei welchen Tätigkeiten kann ich am besten «abschalten»?
  • Gibt es in meinem Alltag Freiraum für bewusste Entspannungszeiten?
  • Habe ich einen Ort, an den ich mich zurückziehen kann, um wirklich zur Ruhe zu kommen?
  • Welche Aktivitäten geben mir Kraft und Ruhe? z.B. Schreiben, Laufen, Basteln, Singen, usw.

Tipps und Anregungen:

  • Lausche am Morgen bewusst dem Gesang der Vögel
  • Versetze dich in deiner Vorstellung an deinen Lieblingsort
  • Höre Musik und schliesse die  Augen
  • Mach eine Medienpause und höre nur einmal pro Tag Nachrichten, mit einem Blick für positive Berichterstattung
  • Nimm dir Zeit für Atem- und Entspannungsübungen, z.B. ganz früh am Morgen
  • Probiere Entspannungsverfahren aus, z.B. autogenes Training, Yoga, Qi Gong, Meditation, usw. und bau es in deinen Alltag ein
  • Nimm dir genügend Auszeiten - insbesondere, wenn du jemanden betreust und pflegst

Als wertvoller Teil der Gemeinschaft bin ich nicht nur Teil-Nehmer*in, sondern auch Teil-Geber*in. So entsteht aus vielen Einzelnen ein gemeinsames «Wir». Sich zu beteiligen bedeutet, Stärken, Interessen, Wünsche und Wissen in eine Aufgabe, ein Projekt und somit auch in eine Gemeinschaft einzubringen.

Gemeinschaft erfordert aber auch Mut zur Solidarität und Begegnung. Es gehört zu den wichtigsten Lebenserfahrungen, Teil einer Gemeinschaft zu sein und Solidarität zu erfahren. Freiwilliges Engagement in einer Gemeinschaft erhöht nachweislich das Wohlbefinden.

Wie steht es um mich?

  • In welcher Gruppe fühle ich mich akzeptiert und wertgeschätzt?
  • Womit kann ich mich in meiner Gemeinschaft engagieren?
  • Wie fühlt es sich an, wenn ich jemandem helfen konnte?

Tipps und Anregungen:

  • Hilf einer älteren Person in der Nachbarschaft
  • Schicke regelmässig eine Nachricht an deine Eltern / Geschwister, oder telefoniere und frage nach, wie es geht
  • Spiele ein Brett- oder Kartenspiel mit deiner Familie
  • Informiere dich über Vereinsaktivitäten in deinem Umfeld?

Durch kreatives Tun kann ich Eindrücke zum Ausdruck bringen. Viele Menschen sind von Sehnsüchten, Wünschen, Gedanken, Ängsten und Bedürfnissen geprägt, die sie nicht durch Worte ausdrücken können. Durch kreatives Gestalten kann ich diesen Gefühlen eine Form verleihen. Kreativität schafft einen Ausgleich für die vielen Spannungen, die uns einengen.

Das Gestalten von Lebensraum im Freien oder gemeinsames Musizieren wird von vielen Menschen als besonders entspannend und als persönliche Kraftquelle erlebt.

Wie steht es um mich?

  • Wo kann ich mich kreativ ausleben?
  • Was kann ich besonders gut? z.B. Kochen, Singen, Malen, Reparieren, Gärtnern, Schreinern, Nähen, Gestalten, usw.
  • Wann und wie oft nehme ich mir Zeit für kreatives Gestalten?

Tipps und Anregungen:

  • Mach ein digitales Album mit deinen letzten Ferienfotos
  • Kreiere deinen eigenen Risotto oder deine spezielle Pesto-/Pastasauce
  • Erstelle mit deinen Eltern / Geschwistern / Freund*innen ein Naturbild im Wald
  • Sammle positive Geschichten aus deinem Leben

Neues zu lernen ist eine Entdeckungsreise, die mich aus dem Alltag herausführen, mir neue Horizonte eröffnen und mein Selbstwertgefühl heben kann. Ich lerne nicht nur mit dem Hirn, sondern mit all meinen Sinnen.

Ich kann freie Zeit nützen, um etwas Neues zu lernen. Mit der Entscheidung, etwas Neues zu lernen, zeige ich auch meine Bereitschaft zur Weiterentwicklung. Das kann für mich persönlich und beruflich hilfreich sein.

Wie steht es um mich?

  • Was will ich gerne können oder was wollte ich schon immer mal lernen?
  • Was sind meine Talente / Fähigkeiten? Welche möchte ich weiterentwickeln?
  • Kann ich etwas, das ich gerne jemandem beibringen würde?

Tipps und Anregungen:

  • Backe Guetzli mit 5 Zutaten
  • Ordne deine Fotos neu
  • Gestalte deine eigene Website
  • Lerne online eine Sprache oder Vogelstimmen erkennen
  • Gehe auf eine Museumstour
  • Lerne jonglieren

Es ist menschlich, dass ich sowohl Freuden als auch Sorgen mitteilen will. Das setzt voraus, dass jemand da ist, der mir zuhört. So werden Sorgen geteilt und Freude verdoppelt. Darüber reden ist ein Schritt zur Gesundheit. «Ich will dich verstehen» ist eine wichtige Grundeinstellung für ein echtes Gespräch, in dem Austausch und damit Beziehung gelingen kann.

Wie steht es um mich?

  • Wie viel Zeit habe ich mir heute genommen, um mit jemandem ein Gespräch zu führen?
  • Was macht mir aktuell Sorgen und bindet meine Energie - und wem kann ich diese Sorgen mitteilen?

Tipps und Anregungen:

  • Telefoniere regelmässig mit einer Freundin / einem Freund und rede darüber, was dich bewegt
  • Frage andere, wie es ihnen geht - wie es ihnen wirklich geht
  • Wende dich bei Bedarf an die verschiedenen lokalen Beratungsstellen (Link zu Rat und Hilfe)
  • Es ist wichtig, mit Anderen zu sprechen und deine positiven und negativen Gefühle zu teilen - insbesondere, wenn du jemanden betreust und pflegst

Es gibt Menschen, die mir helfen wollen, wenn ich mich ihnen anvertraue. Ich darf mir Hilfe holen und bin trotzdem kein Schwächling - im Gegenteil, Hilfe annehmen ist ein Akt der Stärke. Hilfe zu holen heisst auch Vertrauen zu haben und Vertrauen zu schenken.

In besonders belastenden Situationen ist es wichtig, bei meinen Fähigkeiten zu bleiben, Aufgaben zu delegieren und um Hilfe zu bitten. Dies erfordert Vertrauen und Zutrauen auch in andere.

Wie steht es um mich?

  • Vertraue ich darauf, dass es Hilfe gibt, wenn ich danach frage?
  • Kann ich akzeptieren, dass Menschen Aufgaben anders lösen, als ich es tun würde?
  • Hole ich mir Hilfe, bevor ich meine Überforderung, Unsicherheit oder Wut an Anderen auslasse?
  • An alle professionellen Helfer*innen: Wann habe ich mir zuletzt helfen lassen?

Tipps und Anregungen:

  • Telefoniere mit deiner jüngeren Nachbarin oder Nachbarn und bitte um einen Botengang
  • Nimm Unterstützung an. Du hilfst damit anderen, sich nützlich zu fühlen
  • Wende dich bei Bedarf an die verschiedenen Beratungsstellen (weiter zu Rat und Hilfe)
  • Sprich über Gewalt (www.fvgs.ch)
  • Insbesondere wenn du jemanden betreust und pflegst, hol dir frühzeitig Hilfe im Umfeld oder bei Profis

Es gibt viele Dinge, welche meine Freude im Leben rauben können. Die meisten dieser Dinge sorgen für eine innere Unruhe und rauben meine Energie. Je mehr ich mein Leben schätze und meinen eigenen Gefühlen vertraue, desto leichter kann ich mich von diesen Dingen abgrenzen und trennen.

Es ist wichtig, sich mit sich selber und seinen Gefühlen und Bedürfnissen auseinander zu setzen. So kann ich mir bewusst werden, was mir persönlich Freude bereitet.

Wie steht es um mich?

  • Wie tröste ich mich nach einem Rückschlag?
  • Wer ist für mich ein «Rettungsring» in Krisenfällen?
  • Kenne ich Menschen, die gefährdet sind, sich selbst aufzugeben?

Tipps und Anregungen:

  • Schreibe für dich auf, was an dir besonders toll ist
  • Sei nett zu dir, wenn du über dich nachdenkst
  • Frag deine Freund*innen, was sie an dir schätzen und erzähl ihnen auch gleich, was du an ihnen schätzt
  • Mache eine Liste mit all deinen Ideen und Plänen, was du tun willst
  • Konzentriere dich auf deinen vitalen Rhythmus (Ernährung, Bewegung, Atmung, Schlaf)
  • Verschaffe dir Abstand: du bist nicht für alles verantwortlich
  • Es ist wichtig, sich selbst nicht zu vergessen - insbesondere, wenn du jemanden betreust und pflegst
  • Du hast ein Recht auf Hilfe von Freund*innen oder Fachpersonen - hol dir Hilfe

Mich selbst annehmen heisst, zu meinen Fähigkeiten zu stehen, sie auch benennen zu können und zu wissen, was mich zufrieden macht. Es heisst, meinen Körper und seine Signale wahrzunehmen und Entscheidungen zu treffen, die mir gut tun. Im Wissen um meine Fähigkeiten gelingt es mir, auch meine Fehler und Schwächen als einen Teil von mir zu verstehen und zu akzeptieren.

Kennst du jemanden, der sich selbst für perfekt hält, und es auch ist? Es sind doch gerade auch die Unvollkommenheiten, die uns alle einzigartig machen.

Wie steht es um mich?

  • Worin bin ich mit mir selbst zufrieden?
  • Was macht mich zufrieden in meinen Beziehungen?
  • Was ist mir heute gelungen, worüber ich mich freuen kann?
  • Über welchen Fehler von heute kann ich lachen?

Tipps und Anregungen:

  • Schreibe deine Gedanken auf: was ist momentan gut für mich? Was nicht? Was kann ich selbst anpassen / verändern?
  • Gib deinen Kindern Zuneigung, auch (oder gerade) wenn es vielleicht gerade nicht so klappt oder die Situation für sie nicht ganz einfach ist
  • Verzeih dir und deinem Gegenüber, wenn du gereizt reagierst
  • Tröste dich und deine Nächsten, wenn nicht alles wie gewohnt rund läuft
  • Setze dir Tagesziele, die du einhalten kannst
  • Du kannst nicht immer alles alleine schaffen, und musst du auch nicht - insbesondere wenn du jemanden betreust und pflegst

Der Verdacht ist jahrtausendealt: Was ich esse, beeinflusst nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Psyche. Ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung tun Körper, Geist und Seele gut. Denn auch gesundes Essen und Trinken kann genussvoll sein. Zudem macht gemeinsames Kochen und Essen Freude und spricht alle Sinne an.

Es ist wichtig, den Körper mit genügend Energie und lebenswichtigen Nährstoffen zu versorgen. Denn Nahrung ist für unseren Körper und unsere Psyche elementar wichtig. Darum lohnt es sich, sich dafür bewusst Zeit zu nehmen.

Wie steht es um mich?

  • Mache ich mir bei der Planung der Mahlzeiten Gedanken, was mein Körper braucht und was mir gut tut?
  • Weiss ich, was für eine ausgewogene Ernährung wichtig ist und welche Lebensmittel saisonal und in der Region zu beziehen sind?
  • Nehme ich mir bewusst Zeit, die Mahlzeiten mit der Familie gemeinsam zu geniessen - ohne Störfaktoren wie Fernseher, Mobiltelefon, usw.?

Tipps und Anregungen:

  • Probiere neue Rezepte aus, welche dich schon lange «gluschten»
  • Rüste und koche zusammen mit der ganzen Familie
  • Nimm dir bewusst Zeit für die gemeinsamen Mahlzeiten im Familienkreis
  • Trinke genügend Wasser (mit Zitronenschnitz oder einem frischen Pfefferminzblatt doppelt erfrischend) oder ungesüssten Tee über den ganzen Tag verteilt
  • Setz dir feste Zeitpunkte für das Essen, falls du in Gefahr läufst, ungewollt zuviel zwischendurch zu «knabbern»

Was ist der Sinn meines Lebens? Woher komme ich und wohin gehe ich? Was ist mir wichtig im Leben? Jeder Mensch hat Werte und Vorstellungen nach denen er handelt und sein Leben ausrichtet. Werte und Vorstellungen sind Eigenschaften und Qualitäten, die ich als erstrebenswert für mein Leben betrachte. Sie geben mir Sinn, Orientierung und Halt. Sich alleine oder in der Gemeinschaft mit Werten auseinanderzusetzen, beeinflusst mein Wohlbefinden und meine Lebenszufriedenheit auf positive Weise.

Wie steht es um mich?

  • Welches sind meine drei wichtigsten Werte im Leben und wie lebe ich diese in meinem Alltag?
  • Wofür bin ich dankbar in meinem Leben?
  • Welche Erlebnisse, Menschen, Orte, Handlungen oder Gedanken spenden mir Kraft?

Tipps und Anregungen:

  • Schliesse den Tag damit ab, dir drei Dinge hervorzurufen, für welche du dankbar bist
  • Tue jemandem etwas Gutes, und das jeden Tag
  • Schöpfe Kraft aus guten Gedanken, Gebeten, Meditation oder an Kraftorten
  • Tue DIR jeden Tag etwas Gutes - und ganz besonders, wenn du jemanden betreust und pflegst

Diese Empfehlungen sind übernommen aus der Kampagne «10 Schritte für psychischen Gesundheit» von Gesundheitsförderung Uri (2012-2018). Weitere Informationen zur Kampagne finden Sie hier.